Hëlt – Dolomit, Orchideeen und Wein

Die Hëlt bei Rosport ist aus den Schichten des mittleren (Mergel mit Gipslagen) und oberen Muschelkalks (Dolomit) aufgebaut. Die Gipslagen wurden in der Vergangenheit in offenen Steinbrüchen abgebaut. Auf der Nord-West-Seite des Hügels hat eine Rutschung stattgefunden, die in den Mergeln ein unregelmäßiges Relief hinterlassen hat. Die Rutschung reichte bis in den Dolomit, dessen Felswand zusammenfiel. Im Bereich der Rutschung nimmt der Steinanteil des Bodens von unten nach oben extrem zu, am Oberhang findet sich sogar kaum noch Feinmaterial zwischen den Dolomitblöcken, sondern vor allem Wurzeln und humifizierte Organik. Ausgelöst wurde die Rutschung durch Erosion am Prallhang der Sauer am Fuß des Hügels. Flussterrassen zeugen vom Einschneiden der Sauer in den Untergrund. Der große Sauermäander um die Hëlt wurde zur Energiegewinnung künstlich durchbrochen.

Die Hëlt war das Geotop des Jahres 2022!

Dolomitfelsen (c) NGPM Caroline Martin

Trockenrasen und Orchideen

Bei einem Spaziergang auf der Hëlt kann man Trockenrasen und Orchideen bestaunen. Als Trockenrasen werden Wiesen und Weiden, auf denen das Wasser der limitierende Faktor ist, bezeichnet. Sie entstehen vor allen auf flachgründigen Böden, die sehr wenig Wasser speichern können und somit bei länger ausbleibendem Regen schnell austrocknen. Auf dem mergeligen Untergrund kommen auf der Hëlt größere Kalk-Trockenrasen vor.
Der Mangel an Wasser und Nährstoffen hat zur Folge, dass auf Trockenrasen wenig Gras wächst. Daher wurden die Trockenrasen früher meist nur einmal spät im Jahr beweidet. Die Kombination aus Wasser- und Nährstoffmangel sowie extensiver Beweidung führte zu einer besonderen Tier- und Pflanzenvielfalt auf den Trockenrasen. Zu den bekanntesten Arten zählen sicherlich die Orchideen, die im Naturschutz einen hohen Stellenwert einnehmen. Trockenrasen und die auf ihnen vorkommenden Tier- und Pflanzenarten stehen europaweit unter Naturschutz.
Ein Besuch im späten Frühjahr lohnt sich besonders, da dann die Orchideen blühen.

Der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) lockt durch seine Form und Farbe Bienen zur Bestäubung an. (c) NGPM Elina Zepp

Weinbau und Trockenmauern

Unter den Schenkungen, die der Mönch Willibrord, Gründer der Abtei Echternach, im 7. Jahrhundert erhalten hat, befanden sich auch Weinberge. Im Mittelalter wurde der Weinbau in der Region stark ausgebaut. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Weinbau allerdings auch im klimatisch begünstigten Tal der Sauer vielerorts bereits aufgegeben worden. Von der weinbaulichen Tradition zeugen in der Naturparkregion heute nur noch kleine Relikte im Gebiet Hëlt. Hier bewirtschaften derzeit fünf Winzer rund drei Hektar Reben . Sie gehören zum Weinanbaugebiet Mosel. Nahezu alle dort angebauten Rebsorten finden sich auch hier: Riesling, Auxerrois oder bspw. Weiß- und Spätburgunder. Hervorzuheben ist die Elblingrebe, von der es hier über hundert Jahre alte Exemplare gibt. Eine richtige Besonderheit dieses kleinen Weinbaugebietes stellen die noch zahlreich erhaltenen Trockenmauern sowie die aus Naturstein gebauten Weinbergshäuschen dar. Die Trockenmauern, welche die kleinen Rebterrassen stützen, sind in den meisten Weinbaugebieten gänzlich verschwunden, da sie eine Bewirtschaftung mit Maschinen behindern. Interessant ist hier, dass sie früher unter anderem angelegt wurden, um die Bewirtschaftung – zu Fuß und mit den Händen – in den Hanglagen zu erleichtern. Die Mauern in der Hëlt wurden aus Dolomitsteinen, die direkt vor Ort gewonnen wurden, gebaut. Diese Mauern faszinieren dadurch, dass sie jahrzehntelang, ja teils sogar über Jahrhunderte stehen bleiben und dies ohne dass Beton oder Mörtel bei ihrem Bau verwendet wurde. Die Kunst des Trockenbaus besteht gerade darin, eine stabile Mauer ohne derartiges Bindemittel zu bauen. In einer Trockenmauer gibt es deswegen viele Hohlräume. Ein Grund, weshalb sie Lebensraum für eine spezifische Flora und Fauna sind. Für die flinke Mauereidechse (Podarcis muralis) bieten sie zum Beispiel zahlreiche Versteck- und Jagdmöglichkeiten. Pflanzen, wie der scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre), sind mit ihren dicken Blättern, durch die weniger Wasser verdunstet, besonders gut an die trocken-heißen Lebensbedingungen auf den Mauern angepasst.

Auf der Hëlt stehen noch alte, trocken gebaute Winzerhäuschen. (c) NGPM Pierre Haas
Informationen zum Natur- und Kulturerbe